
Insektenhotel als DIY: Ein Beitrag zur Artenvielfalt in der Stadt
Durch den Klimawandel sind allein in Deutschland 50 % der Wildbienenarten in ihrem Bestand bedroht. Auch Vögel, Schmetterlinge, Käfer und andere Insekten drohen aus unserem Lebensumfeld zu verschwinden. Steigende Temperaturen, veränderte Niederschlagsmuster und extreme Wetterereignisse können Lebensräume von Insekten beeinträchtigen und ihre Fortpflanzung sowie Nahrungsquellen gefährden.
Insektenhotels in der Stadt können einen kleinen Beitrag leisten, die Biodiversität in urbanen Gebieten zu fördern und nützliche Insekten anzulocken. Sie sind vor allem ein willkommenes Zuhause für Hohlraumbesiedler und erfüllen gleichzeitig einen pädagogischen Effekt. Dabei ist es immer besser, das Insektenhotel selbst zu bauen – als in vorgefertigter Bauweise aus dem Baumarkt. Dennoch sollte einiges beachtet werden, damit sich die Insekten niederlassen, denn nicht jedes Holz oder jedes Füllmaterial ist für Bienen, Hummeln oder Käfer geeignet.
Standortwahl eines Insektenhotels
Das Insektenhotel sollte an einem sonnigen, windgeschützten Platz, idealerweise in südlicher oder östlicher Ausrichtung angebracht werden, umgeben von Blumenbeeten, Gärten oder anderen Pflanzen, die Insekten anziehen. Und selbst dann kann es passieren, dass die Insektenhotels leer bleiben. Die Ursache ist möglicherweise am Material zu finden.
Vorgefertigte „Schrottimmobilien“ aus dem Baumarkt bestehen in ihrem Korpus oft aus Weichhölzern wie Fichte, Kiefer und anderen Nadelhölzern. Die Kammern sind durch Draht abgetrennt, gefüllt mit Tannenzapfen, Stroh, splittrigen sogenannten Hackschnitzeln, zweiseitig löchrigen Schilfrohren, verklebten Acrylglasröhrchen, Ytong-Bausteine oder scharfkantig angebohrten Holzplatten. Letztlich sind diese Konstruktionen aus dem Baumarkt nicht nur ungeeignet, sondern für Insekten auch gefährlich, da sie sich bspw. an scharfkantigen Materialien verletzen können. Oder sich stattdessen Schädlinge und Parasiten niederlassen und die Brut zerstören.
Anleitungen für ein DIY-Projekt
Für ein DIY-Projekt des Insektenhotels gibt es Anleitungen des NABU im Internet, die sich mit Unterstützung des Holzkombinats in Chemnitz umsetzen lassen. Ebenso gibt es seriöse Hersteller, deren Entwürfe in Zusammenarbeit mit Biologen entstanden sind.
Für ein ausgebuchtes Insektenhotel eignen sich vor allem gut ausgelagerte Harthölzer wie Eiche, Esche, Buche, Platane oder Holunder. Damit möglichst viele Wildbienenarten ins Insektenhotel „einchecken“, sollten die vorgesehenen Holzklötze Nistgänge mit einem Durchmesser von 2 bis max. 10 mm – überwiegend 3 bis 6 mm – enthalten. Auch sollten die Abstände zwischen den Bohrungen groß genug sein, um unerwünschte Risse im Holz zu vermeiden. Scharfe Qualitätsbohrer ermöglichen glatte, splitterfreie Nistgänge. Wichtig ist auch, dass der Holzblock auf der einen Seite verschlossen bleibt, weil es für die Brut sonst zu zugig werden kann. Etwaige Schilf- und Bambusrohre lassen sich auf einer Seite mit Naturmaterialien wie Baumwolle verschließen. Ansonsten gilt: Je tiefer die Bohrungen, desto wohler fühlen sich die Insekten. Auch die Löcher von Strangfalzziegeln sind besser geeignet als Holzziegel.
Auch die Stirnseite von Hölzern sollte für die Bearbeitung vermieden werden. Risse können entstehen, Wasser eindringen – und das Holz verfaulen lassen. Daher sollten stets die Längsseiten angebohrt, leicht abgeschliffen und die Eingänge der Löcher eingekerbt werden, um Verletzungen der Insekten vorzubeugen. Der Korpus des Insektenhotels kann an der Außenseite mit Naturöl eingestrichen werden, um ihn gegen Witterungen langlebiger zu halten.
Füllmaterialien wie Tannenzapfen, Acrylglasröhrchen oder Schneckenhäuser sind für Insektenhotels ungeeignet. Tannenzapfen etwa werden von Bienen nicht aufgesucht, da sie die Früchte von Bäumen meiden – jedoch sind sie optimal am Boden für Spinnen und Käfer. Acrylglasröhrchen sind wasserundurchlässig und können Schimmel ansiedeln. Ziegelsteine sind zu scharfkantig, Schneckenhäuser am Boden etwa für Mauerbienen besser aufgehoben. Hohle Stängel aus Schilf oder Bambus werden von Bienen im Insektenhotel gern angenommen und sollten waagerecht angebracht werden.
Abschließend können zur Abwehr von Fressfeinden, wie Vögel, die Nisthilfen mit einem Drahtgeflecht oder Netz überspannt werden. Ein gutes Mittel ist beispielsweise ein mit Abstand von 20 cm vor den Nisthilfen gespanntes, blaues Kunststoffnetz mit einer Maschenweite von 3 x 3 cm. Wildbienen können problemlos durchfliegen, insbesondere blaue Netze werden von Vögeln gemieden. Feinmaschige Netze eignen sich hingegen nicht – für Wildbienen sind sie zu engmaschig, für Vogel und Igel stellen sie eine Gefahr dar.
Da viele Insekten natürliche Feinde von Schädlingen und Parasiten sind, helfen sie dabei, das biologische Gleichgewicht vor der eigenen Haustür zu halten. Zudem kann die gemeinsame Umsetzung des Insektenhotel-DIY-Projektes in der Familie als Bildungsprojekt dazu dienen, das Bewusstsein für die Bedeutung von Insekten in unserem Ökosystem zu schärfen.
In Kombination mit den Insektenhotels spielt die naturnahe Gestaltung des hauseigenen Gartens eine essenzielle Rolle für die Erhaltung der Artenvielfalt. Ob blühende Wildstauden, Magerwiesen, Hecken, Kies, Sand, Trockenmauern, wilde Ecken mit Totholz leisten einen noch höheren ökologischen Beitrag. Das Anlegen von Schottergärten vor der eigenen Haustür wird in vielen Kommunen hingegen kritisch gesehen, weil sie unter anderem keinen Lebensraum und damit keinen Beitrag für den Erhalt der Biodiversität leisten.
Weitere Quellen:
https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/insekten-und-spinnen/hautfluegler/bienen/13704.html
https://www.mdr.de/mdr-garten/gestalten/fehler-beim-bau-eines-insektenhotels-102.html
https://www.sueddeutsche.de/stil/insektenhotels-tipps-fuer-gute-nisthilfen-1.6133757