Die Progressive Provinz: Ein Blick in die Zukunft des ländlichen Raums nach dem Zukunftsinstitut
In einer zunehmend urbanisierten Welt, in der Städte als Zentren von Fortschritt und Innovation gelten, geraten ländliche Regionen oft in den Hintergrund. Doch das Zukunftsinstitut hat einen faszinierenden Begriff geprägt, der die Art und Weise, wie wir über den ländlichen Raum denken, grundlegend verändert: Die „Progressive Provinz“. Diese visionäre Idee eröffnet eine neue Perspektive auf das Potenzial und die Zukunft der ländlichen Gebiete.
Was ist die Progressive Provinz?
Die Progressive Provinz ist ein Konzept, das vom Zukunftsinstitut entwickelt wurde, um die Transformation und den Wandel in ländlichen Regionen zu beschreiben. Es setzt sich mit der Frage auseinander, wie diese Gebiete in einer immer stärker vernetzten und digitalen Welt relevant und attraktiv bleiben können. Dabei geht es nicht nur um wirtschaftliche Aspekte, sondern auch um soziale Innovation, kulturelle Vielfalt und ökologische Nachhaltigkeit.
Die Idee hinter der Progressiven Provinz ist, dass ländliche Regionen nicht in der Vergangenheit verharren müssen, sondern die Chancen der Zukunft nutzen können. Sie können zu Innovationszentren werden, in denen traditionelle Werte und moderne Technologien harmonisch miteinander verschmelzen. Diese Provinzen werden zu Testfeldern für neue Ansätze in den Bereichen Landwirtschaft, Energie, Bildung, Gesundheitsversorgung und Mobilität.
Die Säulen der Progressiven Provinz
Das Konzept der Progressiven Provinz stützt sich auf vier Hauptpfeiler:
- Digitale Vernetzung: Durch den Ausbau von Breitband-Internet und die Nutzung digitaler Technologien können ländliche Regionen in die globale Wissens- und Handelswelt eingebunden werden. Virtuelle Zusammenarbeit, Fernarbeit und E-Learning ermöglichen es den Bewohnern, von überall aus teilzunehmen und innovative Lösungen zu entwickeln.
- Nachhaltige Wertschöpfung: Die Progressive Provinz fördert die Entwicklung nachhaltiger Wirtschaftszweige, die die natürlichen Ressourcen schonen und die Umwelt schützen. Von ökologischer Landwirtschaft bis hin zu erneuerbaren Energien können ländliche Gebiete zu Vorreitern einer grünen Wirtschaft werden.
- Soziale Innovation: Das Konzept betont die Bedeutung von Gemeinschaft und sozialer Innovation. Durch kulturelle Veranstaltungen, Bildungsprojekte und gemeinschaftliche Initiativen können die Bewohner das soziale Gefüge stärken und ein lebendiges Umfeld schaffen.
- Kulturelle Anziehungskraft: Die Progressive Provinz setzt auf kulturelle Vielfalt und Authentizität als Anziehungspunkte. Traditionen, Kunst und lokale Identität werden als wichtige Ressourcen betrachtet, die Touristen und kreative Köpfe in die Region locken.
Die Umsetzung der Vision
Die Umsetzung erfordert eine partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Bund, Land, Kommunen, Unternehmen, Investoren, Wissenschaft, Bildungseinrichtungen, Kultur- und Kreativwirtschaft, Stadt- und Regionalplanung und der Zivilgesellschaft.
Beispielhaft: Die Wirtschaftsförderung Erzgebirge unterstützt die Idee der „Progressiven Provinz“ mit begleitenden Marketingkampagnen und fördert unter anderem Gründungen, Innovationen und den Technologietransfer im ländlichen Raum.
Kreative und Kulturschaffende schlossen sich zum Branchenverband der Kultur- und Kreativwirtschaft im Erzgebirge „Kreatives Erzgebirge“ zusammen. Ein Blick in die zusammenwirkende Vereinsarbeit und die kreative Vielfalt lohnt sich!
In der DENKSTATT ERZGEBIRGE wird traditionelles Handwerk neu gedacht und „Raum für innovative Ideen und Vernetzungen von ansässigen traditionellen sowie jungen oder angehenden Handwerksbetrieben, Manufakturen und kreativen Köpfen“ geschaffen. (www.denkstatt-erzgebirge.de)
Acht Makerhubs in der Kulturregion
Im Rahmen des Europäischen Kulturhauptstadtjahres 2025 entstehen acht Makerhubs in der Kulturregion. Es werden Begegnungs- und Mitmachorte sein, „in denen Gestalter:innen, Handwerker:innen, Unternehmer:innen, der Fachkräftenachwuchs von morgen und Macher:innen aus aller Welt aufeinander treffen, um voneinander zu lernen und gemeinsam Neues zu schaffen.“ (www.chemnitz2025.de; www.kreatives-sachsen.de):
- Altes Lehngericht, Augustusburg
- Esche-Museum, Limbach-Oberfrohna
- Alter Milchhof, Lößnitz
- Innovationsquartier Werkbank 32, Mittweida
- (leerstehendes) Autohaus, Neukirchen
- historisches Gebäude am Fürstenplatz, Schneeberg
- ehem. Umspannwerk Etzdorf, Striegistal
- ehem. Weberei/Kornspeicher, Zwönitz
Summer of Pioneers
Die Idee der Initiative „Summer of Pioneers“ ist es, Kreative und Digitalarbeiter:innen, die das Landleben auf Zeit testen und neue Möglichkeiten zur Zukunftsgestaltung entwickeln wollen mit interessierten Städten und Gemeinden zusammenzubringen. Es werden zumeist 20 Kreative und Digitalarbeiter:innen gesucht, die für sechs Monate „als Gemeinschaft neue Wege einschlagen und mit frischem Blick entdecken, was bislang unentdeckt geblieben ist, zusammen mit anderen inspirierenden Menschen eine gemeinwohlorientierte Stadtentwicklung vorantreiben und aktiv eine nachhaltige Zukunft gestalten“. (www.mittweida-pioneers.de)
Ein bunter Mix von insgesamt 23 Kreativen und Digitalarbeiter:innen war im vergangenen Jahr vom 1. April 2023 bis 30. September 2023 zu Gast in Mittweida.