Sumpf-Blutauge Blume des Jahres Landschaftsarchitektur Moore im Erzgebirge
Blume des Jahres 2025: Sumpf-Blutauge als Botschafterin für den Arten- und Klimaschutz

Die Loki Schmidt Stiftung kürte am 24. Oktober 2024 das Sumpf-Blutauge als Botschafterin für den Arten- und Klimaschutz zur Blume des Jahres 2025.

Jedes Jahr wird durch die Loki Schmidt Stiftung eine Pflanze zur „Blume des Jahres“ gewählt, um auf ihre besondere Bedeutung und auf den Schutz ihrer Lebensräume aufmerksam zu machen. Für das Jahr 2025 fiel die Wahl auf das Sumpf-Blutauge (Potentilla palustris/Comarum palustre), eine faszinierende Pflanze aus der Familie der Rosengewächse, die durch ihre tiefroten Blüten und ihre starke Anpassung an nasse Lebensräume beeindruckt. Ehemals als Potentilla palustris beschrieben, und somit den Fingerkräutern zugehörig, ergaben genetische Untersuchungen, dass das Sumpf-Blutauge die eigenständige Gattung Comarum bildet. Seit Anfang der 2000er heißt es daher Comarum palustre. Als Blume des Jahres macht das Sumpf-Blutauge nicht nur auf die Schönheit feuchter Biotope aufmerksam, sondern auch auf deren Gefährdung und die dringende Notwendigkeit ihres Schutzes.

Die Loki Schmidt Stiftung ruft mit der Wahl des Sumpf-Blutauges zum Schutz der moorigen Ökosysteme auf und stellt deren nachhaltige Bedeutung für Pflanzen, Tiere und den Menschen in den Mittelpunkt.

Warum das Sumpf-Blutauge zur Blume des Jahres 2025 gewählt wurde

Mit der Ernennung des Sumpf-Blutauges zur Blume des Jahres 2025 soll die Aufmerksamkeit auf den dramatischen Rückgang der Feuchtgebiete und ihrer Arten gelenkt werden. Sie steht stellvertretend für viele andere spezialisierte Pflanzen, die durch die Zerstörung ihrer Lebensräume bedroht sind, und sie symbolisiert die Notwendigkeit, Moore und Sümpfe nicht nur als Artenreservoirs, sondern auch als unverzichtbare Bestandteile unseres Klimasystems zu bewahren. Die Wahl dieser besonderen Pflanze unterstreicht die Dringlichkeit, unsere Feuchtgebiete zu schützen und renaturieren, damit die Vielfalt und Schönheit dieser Ökosysteme auch künftigen Generationen erhalten bleiben.

Erscheinungsbild und Lebensweise des Sumpf-Blutauges

Das Sumpf-Blutauge ist eine mehrjährige Pflanze, die bis zu 80 Zentimeter hoch werden kann. Ihre auffälligen, purpurroten bis dunkelroten Blüten, die von Mai bis Juli blühen, setzen leuchtende Akzente in sumpfigen Wiesen und Mooren. Die Blütenblätter sind sternförmig angeordnet und von einem dunklen Zentrum umgeben, das den Blüten eine besondere Tiefe verleiht. Die Laubblätter sind fiedrig und haben eine matte, dunkelgrüne Färbung, die schön mit den leuchtenden Blüten kontrastiert. Die Pflanze ist perfekt an ihre bevorzugten, feuchten Lebensräume angepasst. Sie wächst meist in Mooren, Sümpfen und entlang von Gewässern und gedeiht am besten in nährstoffarmen, sauren Böden. Das Sumpf-Blutauge hat ein weit verzweigtes Wurzelsystem, mit dem es die Feuchtigkeit in diesen Standorten optimal nutzen kann. So überlebt es auch dort, wo andere Pflanzen durch die nassen Bedingungen nicht gedeihen könnten.

Bedeutung für das Ökosystem

Das Sumpf-Blutauge ist ein wichtiger Bestandteil des Ökosystems der Moore und Feuchtgebiete. Es dient zahlreichen Insekten, darunter Schmetterlingen, Bienen und Käfern, als wertvolle Nahrungsquelle. Seine Blüten bieten nektarsuchenden Insekten Nahrung und tragen so zur Bestäubung bei. Auch für verschiedene spezialisierte Pflanzenarten ist das Vorkommen des Sumpf-Blutauges in Feuchtgebieten wichtig, da es zur Stabilisierung der Böden beiträgt und den Lebensraum für viele spezialisierte Arten fördert. Indirekt unterstützt das Sumpf-Blutauge auch den Klimaschutz. Moore und Sümpfe, in denen die Pflanze wächst, sind wertvolle Kohlenstoffspeicher, die doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder weltweit speichern. Durch das Wachstum des Sumpf-Blutauges wird der Boden zusätzlich vor Erosion geschützt, was hilft, den Kohlenstoff im Boden zu halten und dessen Freisetzung zu verhindern.

Sumpf-Blutauge mittlerweile in allen Bundesländern auf der Roten Liste gefährdeter Arten

Trotz seiner Anpassung an extreme Bedingungen ist das Sumpf-Blutauge in vielen Regionen bedroht. Die Entwässerung von Feuchtgebieten für die Landwirtschaft und Bebauung führt dazu, dass der Lebensraum des Sumpf-Blutauges immer kleiner wird. Trockenlegungen und der Torfabbau zerstören Moore und Sümpfe, was nicht nur das Sumpf-Blutauge gefährdet, sondern auch den Verlust wertvoller Kohlenstoffspeicher bedeutet und die Artenvielfalt massiv beeinträchtigt. Um das Überleben des Sumpf-Blutauges zu sichern, ist der Schutz seiner Lebensräume unerlässlich. Hierzu zählen Maßnahmen wie die Renaturierung von Mooren, der Verzicht auf Torf im Gartenbau sowie die Schaffung von Schutzgebieten. Durch die gezielte Wiedervernässung ehemals trockengelegter Gebiete könnten Populationen des Sumpf-Blutauges unterstützt werden, und weitere gefährdete Arten könnten von dieser Renaturierung profitieren.

Moore als Hotspots der Artenvielfalt

95 % der Moorflächen Deutschlands gelten als zerstört – eine verheerende Bilanz sowohl für die hochspezialisierten Arten, die auf diesen Lebensraum angewiesen sind, als auch für die Senkung der Emissionen klimaschädlicher Gase, so die Loki Schmidt Stiftung.

Moore gehören zu den faszinierendsten und wertvollsten Ökosystemen der Erde. Sie bedecken nur etwa 3% der globalen Landfläche, spielen aber eine bedeutende Rolle sowohl für den Arten- als auch für den Klimaschutz. Moore sind einzigartige Lebensräume für seltene Tier- und Pflanzenarten, die an die speziellen Bedingungen der Feuchtgebiete angepasst sind. Gleichzeitig fungieren sie als massive Kohlenstoffspeicher und haben damit eine Schlüsselfunktion im Kampf gegen den Klimawandel. Doch was macht Moore so besonders und warum ist es so wichtig, sie zu schützen?

In Mooren herrschen spezielle Umweltbedingungen: Der hohe Wassergehalt und der niedrige Sauerstoffgehalt führen dazu, dass abgestorbene Pflanzenreste kaum zersetzt werden und sich stattdessen als Torf ablagern. Diese Bedingungen sind für viele Lebewesen eine Herausforderung, bieten aber zugleich einen einzigartigen Lebensraum für spezialisierte Arten, die sich genau an diese Gegebenheiten angepasst haben.

Pflanzen und Tiere in Mooren

Moorpflanzen wie Torfmoose, Sonnentau, Wollgras und das Sumpf-Blutauge sind wahre Überlebenskünstler, die oft sogar in extrem nährstoffarmen Böden gedeihen können. Auch Tiere wie der Moorfrosch, die Kreuzotter oder seltene Libellenarten sind häufig in diesen Gebieten anzutreffen und auf die spezifischen Eigenschaften der Moore angewiesen. Viele dieser Arten kommen nur in Mooren vor und sind damit von ihrem Fortbestand abhängig. Der Verlust von Mooren bedeutet daher oft auch das Aussterben dieser spezialisierten Arten.

Klimaschutz durch Kohlenstoffspeicherung in Mooren

Ein wesentlicher Vorteil der Moore ist ihre Fähigkeit, Kohlenstoff zu speichern. Moore binden weltweit doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder zusammen – obwohl sie eine viel kleinere Fläche einnehmen. Dieser Kohlenstoff wird in den Torfschichten gebunden, die sich über Jahrtausende aufgebaut haben. Wird ein Moor jedoch entwässert und trockengelegt, oxidiert der Torf und gibt große Mengen Kohlendioxid (CO₂) frei, was zur Erderwärmung beiträgt.

Die Renaturierung und der Schutz intakter Moore sind daher von entscheidender Bedeutung für den Klimaschutz. Intakte Moore binden CO₂ und tragen somit zur Reduktion der Treibhausgase bei, während trockengelegte Moore im Gegensatz dazu als CO₂-Quelle wirken. Auch wenn die Wiedervernässung und der Schutz von Mooren aufwändig sein können, sind sie ein effektiver Beitrag zur Reduktion der globalen Treibhausgasemissionen.

Gefährdung der Moore und notwendige Schutzmaßnahmen

Die Entwässerung von Mooren, insbesondere für die landwirtschaftliche Nutzung, stellt eine der größten Bedrohungen für diese wertvollen Ökosysteme dar. In vielen Regionen wurden Moore trockengelegt, um Ackerflächen zu gewinnen oder Torf abzubauen, der unter anderem im Gartenbau als Substrat verwendet wird. Dabei gehen nicht nur wertvolle Lebensräume verloren; durch die Freisetzung von Kohlenstoff wird auch der Klimawandel angeheizt.

Zum Schutz der Moore ist es daher wichtig, auf Alternativen im Gartenbau zu setzen, Moore unter Schutz zu stellen und trockengelegte Flächen nach Möglichkeit wieder zu vernässen. Zudem sollten Aufklärung und Umweltbildung verstärkt werden, um das Bewusstsein für die Bedeutung der Moore zu schärfen. Die Renaturierung von Mooren erfordert finanzielle Mittel und langfristige Strategien, doch sie ist eine Investition in die Zukunft – für die Natur, das Klima und kommende Generationen.

Fazit: Moore schützen – Artenvielfalt und Klima bewahren

Moore sind weit mehr als mystische Landschaften; sie sind Schlüsselakteure im Natur- und Klimaschutz. Sie bieten wertvollen Lebensraum für spezialisierte Arten und sind gleichzeitig unverzichtbare Kohlenstoffspeicher, die das Klima stabilisieren. Der Schutz und die Wiedervernässung von Mooren sollten daher weltweit eine hohe Priorität haben. Denn nur wenn wir unsere Moore bewahren, können wir einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt und zur Bekämpfung des Klimawandels leisten.

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