Essbare Stadt – ein Konzept der nachhaltigen Stadtentwicklung
Wussten Sie, dass es in Deutschland mittlerweile mehr als 100 „Essbare Städte“ gibt? Doch was versteht man darunter? Wann und wo entstand die Idee der „Essbaren Stadt“?
Das Konzept der essbaren Städte ist in den zurückliegenden Jahren zu einem immer beliebteren Thema in der nachhaltigen Stadtentwicklung geworden. Eine essbare Stadt ist ein Ort, an dem die Menschen Zugang zu frischen Lebensmitteln haben, die in der Stadt angebaut werden, sei es in Gemeinschaftsgärten, auf öffentlichen Flächen oder auf privaten Grundstücken.
Zahlreiche Vorteile
Das Konzept der essbaren Stadt bietet zahlreiche Vorteile, sowohl für die Umwelt als auch für die Gesellschaft. Zum einen trägt die Produktion von Lebensmitteln in der Stadt dazu bei, den CO2-Fußabdruck zu reduzieren, da die Lebensmittel nicht über weite Strecken transportiert werden müssen. Zum anderen fördert der Anbau von Lebensmitteln in der Stadt die lokale Wirtschaft und schafft Arbeitsplätze.
Darüber hinaus bietet die essbare Stadt auch zahlreiche Vorteile für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen. Der Zugang zu frischen Lebensmitteln in der Stadt fördert eine gesunde Ernährung. Außerdem bietet der Anbau von Lebensmitteln in Gemeinschaftsgärten auch die Möglichkeit für soziale Interaktion und das Teilen von Wissen und Fähigkeiten zwischen den Mitgliedern der Gemeinschaft.
Ursprung des Konzeptes der „Essbaren Stadt“
Das Konzept der „Essbaren Stadt“ hat seinen Ursprung in der englischen Stadt Todmorden. Todmorden nahm mit seinem ganzheitlichen Konzept der „Essbaren Stadt“ eine Vorreiterrolle ein. Die Idee blieb nicht unbemerkt. Viele Städte, über die Grenzen Englands hinweg, griffen die Idee auf. Im Jahr 2007 begann man in Todmorden auf öffentlichen Flächen damit, Gemüse anzupflanzen. Von Beginn an durfte jede:r in der Stadt das ernten, was im öffentlichen Raum wuchs. Die Bürger:innen Todmordens waren begeistert von dieser Idee und es fanden sich immer mehr Menschen, die beim Gärtnern im öffentlichen Raum mitmachten. Im Vordergrund des Konzeptes der „Essbaren Stadt“ stand vor allem der Nachhaltigkeitsgedanke.
Andernach wurde 2008 als erste Stadt in Deutschland „essbar“ und gilt heute als Vorbild. Rund 100 essbare Städte gibt es nunmehr deutschlandweit. Die Ideenvielfalt der „Essbaren Stadt“ ist unbegrenzt. Der Anbau von Gemüse, Obst, Kräutern oder essbarer Blüten zum Verzehr im Rahmen klassischer Beete in Parks oder Fußgängerzonen, auf Balkonen, Wänden oder Dachflächen, in öffentlichen Grünanlagen, auf Spielplätzen, in Gemeinschaftsgärten oder Schulgärten dienen dem Zweck, Bewohner:innen mit frischen, regionalen Lebensmitteln zu versorgen und natürlich einen wichtigen Beitrag für die Biodiversität zu leisten. Nicht die Grünflächenämter einer Stadt sind für die Bepflanzung und die Pflege verantwortlich, sondern die Stadtbewohner:innen selbst.
In vielen Städten auf der ganzen Welt gibt es bereits erfolgreiche Beispiele für essbare Stadtprojekte. So gibt es beispielsweise in Seattle das „P-Patch“-Programm, bei dem Gemeinschaftsgärten auf öffentlichen Flächen in der ganzen Stadt angelegt wurden. In Berlin hat die Initiative „Prinzessinnengärten“ eine Brache in eine blühende Oase verwandelt, in der Gemüse und Kräuter in der Stadtmitte angebaut werden.
Kreatives Potenzial
Das das Konzept der „Essbaren Stadt“ darüber hinaus kreatives Potenzial freisetzen kann, beweisen beispielsweise die Bewohner:innen der kanadischen Millionenstadt Toronto. So gibt es neben Kleingärten, Gemeinschaftsgärten, solidarischer Landwirtschaft, Food-Coops (Kooperativen) oder Bauernmärkten Bildungsprogramme für Kinder, Rezeptsammlungen, fleischfreie Montage, Tipps für den Anbau im Privatgarten und zur Vermeidung von Lebensmittelverschwendungen.
Eng verbunden mit dem Begriff der „Essbaren Stadt“ sind Themen, wie Urban Gardening, Urban Farming, urbane Landwirtschaft, essbare Landschaft, Gemeinschaftsgärten, Bürgergärten, Stadtgärten, Kleingärten, Stadtgüter, Dachgärten, vertikale Gärten, Hofgärten, Mietergärten, Schulgärten, Balkongärten, Stadtimkereien, Saatgut- und Pflanzentauschbörsen, Kräuterführungen, Aquaponik-Initiativen, Mundraub, Permakulturen, nachhaltige Stadtplanung, regionale Ernährung und Ernährungsräte.
Um das Konzept der essbaren Stadt weiter voranzutreiben, sind jedoch auch politische Maßnahmen und finanzielle Unterstützung erforderlich. Städte können beispielsweise Anreize für den Anbau von Lebensmitteln auf privaten Grundstücken schaffen oder die Umwandlung von Brachflächen in Gemeinschaftsgärten fördern. Auch die Schaffung von Bildungsprogrammen und die Unterstützung von Initiativen zur Stärkung der Gemeinschaft können dazu beitragen, das Konzept der essbaren Stadt in den Köpfen der Menschen zu verankern. Beispiele dafür gibt es in Sachsen in Chemnitz (z.B. Nordpark Essbare Stadt, Obstbau-Pflanzungen aus dem Förderprogramm „Nachhaltig aus der Krise“ im Grünzug Gablenzbach entlang der Augustusburger Straße bis zur Adelsbergstraße in Chemnitz), Dresden, Freiberg, Leipzig, Oederan und Zwickau, darüber hinaus in Berlin, Düsseldorf, Erlangen, Günzburg, Hamburg, Kassel, Köln, Krefeld, München, Puchheim und der Essbaren Uniklinik Homburg.
Insgesamt bietet das Konzept der essbaren Stadt zahlreiche Vorteile für die Umwelt, die Gesellschaft und die Gesundheit der Menschen. Durch die Schaffung von Anreizen und die Unterstützung von Initiativen können Städte dazu beitragen, die Lebensqualität der Bewohner:innen zu verbessern und eine nachhaltige Zukunft zu gestalten.